Welche Chancen haben Occupy & Co.?

Burg Guttenberg (12.12.2011): Die Occupy-Bewegung, die zur Zeit in Madrid, New York oder Frankfurt großes Aufsehen erregt, gibt den Beobachtern einige Rätsel auf: Wer sind diese zumeist jungen Leute, was treibt sie an, was hält sie zusammen?

Dies ist Thema einer Analyse, die die Journalistin und Nachhaltigkeitsexpertin Heike Leitschuh für das neue JAHRBUCH ÖKOLOGIE 2012 vorgenommen hat. Sie hat sich etliche der neuen, meist kleinen Initiativen angesehen, die in den letzten Jahren zu den bisherigen Nichtregierungsorganisationen (NRO) dazu gestoßen sind.

Für Heike Leitschuh ist klar: „Die globalisierungskritische und umweltbewegte Szene ist in den letzten Jahren jünger, bunter und vielfältiger geworden. Sie heißen Avaaz, Campact, Ausgestrahlt, Wikiwoods oder Greenleaks, LobbyControl, Utopia und Karmakonsum. Sie sind Mitglieder- und Fördervereine, Initiativen von Einzelpersonen oder neue aktionsorientierte Geschäftsmodelle, die von Trends im Nachhaltigkeitsdiskurs profitieren. Sie beschäftigen sich mit recht unterschiedlichen Themen. Doch sie haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind jung in der Szene, ihre Aktiven sind es in der Regel auch, und sie bedienen sich sehr stark der Möglichkeiten der modernen Kommunikation und des Internets, um Aufmerksamkeit für ihre Themen und Kampagnen zu erlangen.“

Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und Mitherausgeber des JAHRBUCH ÖKOLOGIE  sieht hier die Zukunft des politischen Engagements: „Junge Leute wollen sich wieder zunehmend politisch engagieren. Doch sie tun dies eher punktuell und vor allem themen- und nicht organisationsbezogen. Klassische Strukturen wie Verbände oder Parteien sind für sie unattraktiv geworden. Occupy & Co. werden zweifellos an Bedeutung gewinnen.“

Erste Reaktionen verzeichnet auch Professor Udo Simonis, Redaktionsleiter des JAHRBUCH ÖKOLOGIE: „Diese neuen Initiativen haben erheblichen Einfluss auf die etablierten Organisationen wie Greenpeace, BUND, NABU oder WWF, die sich nun zu der jungen Konkurrenz irgendwie verhalten müssen. Heike Leitschuh zeigt in ihrer Analyse auf, wann und warum die neuen NRO sehr erfolgreich agieren, wo aber auch ihre Grenzen liegen – und welche Veränderungen sie bereits bei den „alten“ NRO ausgelöst haben.“

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Literaturhinweis
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Heike Leitschuh:
Neue Organisationen – Aktivierung der Zivilgesellschaft,
in: Altner/Leitschuh/Michelsen/Simonis/von Weizsäcker (Hrsg.):
Grüner Umbau – Neue Allianzen für die Umwelt, Jahrbuch Ökologie 2012
Stuttgart: Hirzel Verlag 2011, 248 Seiten, € 21,90.
ISBN 978-3-7776-2152-4
Im Buchhandel erhältlich.
Internet: www.jahrbuch-oekologie.de