Vom Ende der Welt Umweltbuch des Monats März 2016

Naomi Oreskes und Erik M. Conway gelingt eine erschreckend realistische Darstellung unseres Umganges mit einer der größten Bedrohungen der Menschheitsgeschichte im Gewand einer Science Fiction Story.

Rückblickend aus dem Jahr 2393 wird der Untergang der westlichen Zivilisation beschrieben, die im Jahr 1540 begann, damals wurde erstmalig eine Arbeit über den Heliozentrismus veröffentlicht, und im Jahr 2093 unterging. Die etwa 100 Jahre vor dem Zusammenbruch werden als die „Penumbrische Zeit“ bezeichnet, einer Zeit im Halbschatten. Denn einer der größten Errungenschaften der westlichen Gesellschaft, den Wissenschaften, die in der Selbstwahrnehmung zu Beginn wie ein Leuchtturm strahlten, wurde nicht die notwendige Achtung zu teil, wobei die Gemeinschaft der Wissenschaftler daran nicht unschuldig ist.

Das Hauptaugenmerk der Autoren liegt auf der Zeit bis 2014. Der eigentliche Untergang mit seinen sozialen und menschlichen Katastrophen, der Migration von Abermillionen Fluchtlingen, dem totalen politischen Zusammenbruch, wird zwar kurz geschildert, das wirkliche Horrorszenario ist aber unsere Gegenwart. Es ist und bleibt absolut unverständlich, wieso eine so entwickelte, freie Gesellschaft wissenden Auges in den Untergang stürzt. Dazu müssen nur ein paar Fakten erwähnt werde: Über 50% des von Menschen ausgestoßenen Kohlendioxid wurde zwischen 1970 und heute emittiert, selbst nach eindeutigen Erkenntnissen der Klimaveränderung stieg der Ausstoß noch an (1992 bis 2012 um 38%) und zwar selbst in den reichen Ländern. Naomi Oreskes und Erik M. Conway sehen für das totale Versagen unserer Gesellschaften zwei Ursachen am Werk. Zum einem sind die Wissenschaften zu spezialisiert. Aus Angst etwas falsch zu machen, werden Ergebnisse nur dann wahrgenommen, wenn sie einen Wahrheitsgehalt jenseits der 95% Konfidenzgrenze besitzen, außerdem traut sich die Gemeinschaft der Wissenschaftler nicht ganz laut und emotional, also „unwissenschaftlich“, auf die Gefahr hinzuweisen. Der andere Grund liegt in einem ideologischen, fast religiösen Festhalten am freien Markt, und wenn das Ergebnis noch so vorhersehbar dysfunktional ist. Der freie Markt muss einfach überall verwirklicht sein.

Naomi Oreskes und Erik M. Conway ist ein lesenswertes Buch gelungen, das unser Problem mit der Wirklichkeit einmal anders beleuchtet und uns damit vielleicht hilft, das drängendste aller Probleme doch anzugehen.

Naomi Oreskes, Erik M. Conway: „Vom Ende der Welt“
oekom verlag München, 2015, 128 Seiten, 9,95 €
ISBN: 978-3-86851-747-1