An dem Thementisch „Gerechtigkeit“, moderiert durch DBU-Stipendiatin Theresa Sieverding, widmeten sich Teilnehmer*innen innerhalb einer „Zukunftswerkstatt“ der Frage „Ist Umweltschutz ein Privileg?“. Mit sofortigem Bejahen der Diskussionsfrage rückte das Thema „Gerechtigkeit im Umweltschutz“ in den Fokus.
In einem kurzen Input wurden verschiedene Formen von Gerechtigkeit vorgestellt, die in Bezug auf Umwelt-, Natur- und Klimaschutz relevant sind (Distributive und Prozedurale Gerechtigkeit sowie Umweltgerechtigkeit). Zudem wurden verschiedene Dimensionen aufgezeigt, auf denen man Gerechtigkeitsfragen im Umweltschutz diskutieren kann (bspw. temporale und räumliche Dimensionen). In der ersten Phase der Zukunftswerkstatt, der Kritikphase, identifizierten die Diskutant*innen Problembereiche. Große Missstände wurden vor allem auf existierende Ungerechtigkeiten, in Bezug auf die Verursachung von und Betroffenheit durch Umweltkrisen, Mitigations- und Adaptationsfähigkeiten, und die Entwicklung von Umweltschutzmaßnahmen identifiziert. Hierbei standen vor allem -ismen im Vordergrund, d. h. existierende Benachteiligungen bspw. ethischer Minderheiten. Zudem wurden Ungerechtigkeiten im Umweltschutz basierend auf der „Me First“ Mentalität diskutiert, die aus aktuellen Wirtschafts- und Wachstumsnarrativen erwachsen und den Ruf nach einem Systemwandel unterstützen.
In der Visionsphase fantasierten die Teilnehmer*innen eine utopische Welt der „perfekten“ Umweltgerechtigkeit – losgelöst von existierenden Beschränkungen und Gesetzen. In dieser utopischen Welt würden bspw. die „True Costs“ von Umweltschäden identifiziert und implementiert werden, es gäbe ein einklagbares Recht auf eine gesunde Umwelt. Zentral wäre zudem mehr Pluralismus und Diversität und eine stärkere Inklusion der Betroffenen.
In der Realisationsphase wurden die Fantasien auf ihre tatsächliche Machbarkeit überprüft und konkret umsetzbare Strategien diskutiert. Ein Fokus lag hierbei der juristischen Durchsetzung von Umweltgerechtigkeit, z. B. durch Klimaklagen, einer EU-Taxonomie, einem Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt, etc. In die Identifikation und Implementation von True Costs müssten deutlich mehr Ressourcen gesteckt werden (es gibt schon Bereiche, in denen True Costs zwar berechnet, aber nicht tatsächlich implementiert werden). Zudem sollte ein Ziel sein, rassistische und andere diskriminierende Strukturen aufzubrechen, und diversere Gruppen, allen voran die Betroffenen, stärker in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen (bspw. durch Bürger*innenräte). Neben Ansätzen im existierenden System müssten Anstrengungen zu einer Transformation des aktuellen Wirtschaftssystems gemacht werden, um eine „fair future“ zu ermöglichen.
Anmerkung der Ausrichter: Wir bedanken uns bei Theresa Sieverding für die fachliche Moderation und Ergebnisaufbereitung.