Kritik der Grünen Ökonomie Umweltbuch des Monats November 2015

Unter George Bush Senior wurde 1990 im „Clean Air Act“ der Handel von Luftverschmutzungsrechten ein Teil der US-amerikanischen Gesetzgebung. Es ist also genug Zeit vergangen, die Mechanismen und Ergebnisse einer sich am Markt orientierenden Ökologie kritisch zu hinterfragen, zumal sie seit dem Beginn des Jahrtausends unter dem Namen „Grüne Ökonomie“ stark propagiert wird.

Den  Autoren Lili Fuhr, Barbara Unmüßig und Thomas Fatheur gelingt in ihrem Buch „Kritik der Grünen Ökonomie“ eine fulminante Auseinandersetzung mit  diesem komplexen Themenkreis in pointierter, aber immer wunderbar verständlicher Sprache.

Ganz klar legen die Autoren dar, dass es mit den Methoden und Mechanismen einer von der Wirtschaft dominierten Ökologie bisher nicht gelungen ist, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dies lässt wenig Hoffnung, wenn es um weit komplexere Probleme geht, etwa dem Verlust der Biodiversität.  Die „Bepreisung“ der Natur führte die Ökologie auf eine schiefe Ebene, die sie zu einem Teil der Ökonomie machte. Weitere erhoffte Effekte, neben der angesprochenen Dekarbonisierung, wie die Dematerialisierung der Produktion oder die Steigerung der Produktivität der Landwirtschaft, wurden ebenso nicht erreicht.

Dies lässt sich auch nicht durch nochmaliges Drehen an etwaigen Stellschrauben erreichen. Nach Ansicht der Autoren ist die „Grüne Ökonomie“ aus inhärenten Gründen prinzipiell nicht dazu fähig. So klammert sie das Problem des Wachstums in planetarischen Grenzen genauso aus, wie die Frage nach dem, was den Menschen im eigentlichen Sinn erst ausmacht – gesellschaftliche Teilhabe, Gerechtigkeit und soziale Verantwortung. Stattdessen verschiebt sie die dringend notwendigen Schritte immer weiter in eine vage Zukunft oder demaskiert ihr Versagen mit der Hoffnung auf zukünftige technische Innovationen.

Auch wenn die Formulierung von Alternativen zur „Grünen Ökonomie“ nicht Ziel des Buches ist, zeigen die Autoren doch zumindest die Richtung zu einer Überwindung des Irrweges auf. Sie plädieren für das Wiedererstarken einer Politischen Ökologie, ja überhaupt für ein „Politischer Werden“ aller an der wirklichen Überwindung der ökologischen Krise des Planeten Interessierten.

Thomas Fatheur, Lili Fuhr, Barbara Unmüßig: Kritik der Grünen Ökonomie
oekom Verlag, 191 Seiten, € 14,95
ISBN 978-3-86581-748-8