Viele gemeinnützige Organisationen stehen vor der gleichen Herausforderung: Sie müssen ihre Arbeit mit immer weniger Mitteln finanzieren – sei es, weil Fördermittel auslaufen, klassische Spendenformate nicht mehr wie früher greifen oder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit fragmentierter denn je ist. Gerade kleinere Vereine und Initiativen kämpfen darum, sich sichtbar zu machen und die notwendigen Ressourcen zu mobilisieren, um ihre Wirkung zu entfalten.
Inmitten dieser angespannten Lage wächst der Druck, neue Wege zu finden – nicht nur, um finanzielle Lücken zu schließen, sondern auch, um neue Zielgruppen zu erschließen, Vertrauen zu gewinnen und langfristige Beziehungen zu Unterstützer*innen aufzubauen. Klar ist: Fundraising braucht heute mehr als nur ein gutes Anliegen. Es braucht Ideen, die überraschen, Formate, die berühren – und Konzepte, die mit begrenzten Mitteln große Wirkung entfalten.
Vor diesem Hintergrund widmete sich der NGOplus-Dialog am Mittwoch, den 28. Mai 2025, genau diesen Fragen. Unter dem Titel „Kreatives Fundraising für NGOs – neue Wege zu mehr Wirkung“ versammelten sich über 100 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland zum digitalen Austausch. Gastgeber und Moderator Michael Golze gab einen fundierten Überblick über die Grundlagen erfolgreichen Fundraisings und präsentierte zahlreiche kreative Beispiele, digitale Tools und strategische Ansätze, die auch mit kleinem Budget umsetzbar sind.
Die vorliegende Dokumentation greift die Inhalte und Impulse der Veranstaltung systematisch auf. Sie bietet einen praxisnahen Überblick über aktuelle Fundraising-Strategien, zeigt Beispiele aus der Praxis, erklärt Begriffe, gibt Hinweise zur Zielgruppenansprache und stellt Tools vor, die Organisationen konkret bei der Umsetzung unterstützen. Ergänzt wird sie durch zentrale Befunde aus dem Spendenmonitor 2024, die helfen, das Verhalten und die Erwartungen potenzieller Unterstützer*innen besser zu verstehen.
Ob kleine lokale Initiative oder etablierte Organisation: Diese Sammlung richtet sich an alle, die ihre Fundraising-Arbeit fundierter, kreativer und wirkungsvoller gestalten wollen.
Fundraising vs. Sponsoring – Definition und Abgrenzung
Fundraising bezeichnet die Mittelbeschaffung einer Non-Profit-Organisation – meist finanzieller Art, aber auch Sach- oder Zeitspenden. Ziel ist die Förderung gemeinnütziger Zwecke durch freiwillige Beiträge. Wichtig ist dabei die Unterscheidung zur Spende im engeren Sinne: Spenden sind freiwillig und ohne Gegenleistung erbracht. Die Organisation schuldet dem Spender also nichts außer Dank und einer gewissen Rechenschaft, ein Werbegegenwert wird nicht erwartet.
Sponsoring hingegen ist leistungsbezogen: Ein Unternehmen unterstützt eine Organisation gegen eine vertraglich vereinbarte Gegenleistung (z. B. Logo-Präsenz, Werbung). Das Sponsoring dient Unternehmen primär als Marketinginstrument, um Bekanntheit und Image zu verbessern. Rechtlich verlässt die Non-Profit-Organisation dabei den ideellen Bereich – Sponsorengelder gelten als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und unterliegen ab einer Grenze der Besteuerung.
Unterschied zusammengefasst: Spenden erfolgen ohne Erwartung einer Gegenleistung, während Sponsoring-Leistungen mit Gegenleistungen verbunden sind. Für gemeinnützige Vereine sind Spenden attraktiv, da sie frei verwendet werden können und steuerbegünstigt sind, wohingegen Sponsoring-Einnahmen an Leistungen gebunden und ggf. steuerpflichtig sind. Beide Instrumente gehören zum Fundraising, erfordern aber unterschiedliche Ansätze – Spendenwerbung appelliert an altruistische Motive, während Sponsoring eine Win-Win-Situation mit PR-Effekt schaffen soll.
Bewährte Fundraising-Instrumente
Fundraiser*innen nutzen eine Palette bewährter Instrumente, um Spenden einzuwerben. Zu den Klassikern zählen unter anderem:
Persönlich adressierte Spenderbriefe per Post gelten nach wie vor als äußerst erfolgreiches Fundraising-Instrument. Gerade bei älteren Zielgruppen erzielen Mailings mit emotionalen Geschichten und konkreten Spendenzwecken gute Wirkung. Obwohl viele ungeöffnet im Papierkorb landen, generieren die wenigen Prozent Geöffneter beträchtliche Spenden – insbesondere bei Bestandsspendern, die solche Briefe erwarten. Fazit: Der traditionelle Brief im Briefkasten sticht in der digitalen Flut hervor und überzeugt nach wie vor viele Spendenden.
Die direkte Ansprache von Menschen auf der Straße, an der Haustür oder auf Events ist zur Gewinnung von Neuspendern unschlagbar effektiv. Face-to-Face-Fundraising erzielt die höchsten Quoten an neu gewonnenen Unterstützer*innen, da im persönlichen Gespräch Bedenken direkt adressiert und Emotionen angesprochen werden können. Allerdings ist diese Methode auch umstritten, da aufdringliche Ansprache („Drückerkolonnen“) negative Reaktionen hervorrufen kann. Professionell umgesetzt – z. B. durch geschulte Teams – trägt F2F dennoch maßgeblich zur Finanzierung vieler Organisationen bei und bildet oft die Basis für langfristige Spenderbeziehungen.
Fernseh-Spendengalas oder -Aufrufe erreichen ein Massenpublikum und generieren in kurzer Zeit hohe Summen. Beispiele sind etwa der jährliche RTL-Spendenmarathon, der 2024 über 16,6 Mio. € einspielte, oder Benefizgalas wie „Ein Herz für Kinder“. Solche Events nutzen Prominenz und Live-Berichterstattung, um Zuschauer emotional zu mobilisieren. Ähnlich wirken Radiokampagnen (z. B. lokale Spendenaktionen in Krisenzeiten) und große Online-Kampagnen in sozialen Netzwerken. Medienaufrufe eignen sich besonders für Katastrophenhilfe oder dringliche Anlässe, da hier Schnelligkeit und breite Wirkung gefragt sind.
Telefon-Fundraising (persönliche Anrufe, v.a. zur Dankkontaktpflege oder Reaktivierung), Benefizveranstaltungen (Charity-Konzerte, Basare, Spendenläufe) und Online-Spendenformulare auf der Website gehören ebenfalls zum bewährten Mix. Wichtig ist die Multi-Channel-Strategie: Oft werden mehrere Kanäle kombiniert – z. B. folgt auf einen Spendenbrief ein Reminder per E-Mail, oder eine TV-Kampagne wird von Social-Media-Posts flankiert – um die Erfolgsquote zu erhöhen.
Die Spenderpyramide: Aufbau, Bindung und Upgrading-Strategien
Die Spenderpyramide zählt zu den wichtigsten Modellen im Fundraising. Sie veranschaulicht, wie Spender*innen anhand ihres Engagements bzw. Beitrags in hierarchische Stufen eingeteilt werden. An der breiten Basis stehen die Erstspenderinnen (viele Menschen mit einer ersten, einmaligen Spende). Darüber folgen Mehrfachspender*innen (haben mehrfach gegeben) und Dauerspender*innen (regelmäßige Unterstützer*innen mit Dauerauftrag oder Mitgliedschaft). Noch höher finden sich Großspender*innen, die mit Einzelspenden in außergewöhnlicher Höhe Projekte ermöglichen. An der Pyramidenspitze stehen schließlich Legate – Menschen, die der Organisation eine Erbschaft oder Stiftung zukommen lassen und oft über viele Jahre eng verbunden waren.
Mit steigender Stufe nimmt die Anzahl der Unterstützer*innen ab, jedoch Bindung und Wert jedes Einzelnen zu. Fundraising-Strategien nutzen die Pyramide gezielt zur Spenderbindung: Jede Ebene erfordert angepasste Betreuung – je höher, desto individueller der Kontakt (z. B. persönlicher Dank, exklusive Informationen für Großspender*innen. Das Modell zeigt auch das Ziel des Fundraisings: Möglichst viele Spender*innen schrittweise nach oben entwickeln. Aus einmaligen Gebern sollen treue Mehrfach- und Dauerspender*innen werden; mittelfristig können einige zu Großspender*innen reifen und im Idealfall eines Tages ein Legat hinterlassen. Dieses Upgrading geschieht durch Beziehungsarbeit, Vertrauen und Zeit. Jedes Mitglied jeder Stufe sollte mindestens einmal pro Jahr angesprochen werden.
In der Praxis bedeutet Upgrading z. B.: Nach der ersten Spende dankt die Organisation persönlich und berichtet über die Wirkung (motiviert zur zweiten Spende). Mehrfachspender*innen erhalten Einladungen ins Förderprogramm oder als Dauerspender*innen. Großspender*innen werden individuell betreut, etwa durch persönliche Ansprechpartner*innen oder Projektbesuche. Wichtig ist dabei Geduld und Authentizität – niemand wird über Nacht vom Interessenten zum Großspender*innen. Kleine Organisationen sollten zunächst eine breite Basis aufbauen, bevor sie höchste Ebenen (wie Erbschaftsmarketing) anstreben. Insgesamt dient die Spenderpyramide als Planungstool, um Maßnahmen der Spenderbindung je Segment zu strukturieren und Erfolge zu messen. Allerdings ist sie ein vereinfachtes Modell – moderne Ansätze betonen, dass durch exzellente Beziehungsarbeit die Pyramide eher zum „Spender-Trapez“ werden kann, d.h. die Abbruchrate zwischen den Stufen sinkt und mehr Menschen wandern nach oben.

Spendenverhalten in Deutschland laut Spendenmonitor 2024
Nach pandemiebedingtem Rückgang hat sich die Spendenbereitschaft in Deutschland leicht erholt. Laut Deutschem Spendenmonitor 2024 stieg das gesamte Geldspendenaufkommen auf rund 6,0 Mrd. € (2023: 5,8 Mrd.). Etwa 50 % der Bevölkerung spendete innerhalb des Jahres, was einer Zunahme um ~1,6 Prozentpunkte entspricht. Die durchschnittliche Jahresspende pro Spender lag bei 174 € (+4 € gegenüber Vorjahr). Diese Stabilität ist bemerkenswert, weil sie trotz Inflation und unsicherer Wirtschaftslage erreicht wurde. Die Spendenquote bleibt damit auf hohem Niveau, allerdings spenden viele Menschen kleine Beträge – der Grundstock kommt von einer großen Zahl verlässlicher Spender*innen.
Die Verteilung der Spendenmittel auf Themen ist seit Jahren relativ konstant. Kinder- und Jugendhilfe führt mit rund 28 % der Spendenden, gefolgt von Katastrophen- und Nothilfe (22 %) und Tierschutz (21 %). Ebenfalls bedeutend sind Spenden für Behinderten- und Krankenhilfe (~20 %) sowie Umwelt- und Naturschutz (~17 %). Diese Top-5-Bereiche zeigen, dass traditionelle Anliegen einen festen Platz in den Herzen der Spender haben. Zugleich können aktuelle Ereignisse temporär Verschiebungen auslösen (z. B. starke Katastrophenspenden nach Flut oder Erdbeben). Insgesamt deutet die stabile Verteilung darauf hin, dass viele Spendende über Jahre einem Zweck treu bleiben.
Ein herausfordernder Aspekt ist die Altersstruktur. Nach wie vor stammt der Großteil der Spendensumme von älteren Generationen – viele jüngere Menschen (Generation U30) spenden seltener und kleinere Beträge. Jüngere Zielgruppen zu aktivieren, bleibt eine Aufgabe, denn die Spendenquote ist bei ihnen unterdurchschnittlich. Gleichzeitig zeigen ältere Spender*innen eine starke Bindung an traditionelle Kanäle und Themen: Über 70 % der Gesamtsumme kommt von Überweisungen/Lastschriften, oft initiiert durch klassische Mailings oder Kirchenkollekten. Online-Spenden machen in Deutschland erst ca. 13 % des Volumens aus (zum Vergleich: ~22 % in Österreich). Hier liegt Potenzial, vor allem, um junge, digitalaffine Menschen besser anzusprechen. Denn wo digitale Spendenmöglichkeiten bequem sind und Storytelling emotional gelingt, lassen sich auch Millennials und Gen Z verstärkt einbinden.
Die Konkurrenz unter den rund 600.000 gemeinnützigen Organisationen in Deutschland (viele davon kleine lokale Vereine) ist groß. Dadurch zersplittert sich die Spenderaufmerksamkeit. Kleine Organisationen kämpfen oft um Bekanntheit und Vertrauen, während große NGOs etablierte Marken sind. Ein weiterer Faktor: Es gibt in Deutschland weniger steuerliche Anreize fürs Spenden als etwa in den USA oder neuerdings Österreich. Zwar können Spenden von der Steuer abgesetzt werden, jedoch nur bis zu bestimmten Grenzen und ohne universelle Abzugsfähigkeit für alle Zwecke. Großspender*innen (z. B. Unternehmen) erhalten im Sponsoring teils sogar bessere Absetzungsmöglichkeiten als bei reinen Spenden, was die Wahl der Förderform beeinflussen kann. Zudem schrecken manche Menschen Betrugsfälle oder mangelnde Transparenz ab – das Vertrauen muss stets neu gewonnen werden.
Trotz der genannten Hindernisse gibt es Chancen. Die hohe Zahl an Stammspender*innen in Deutschland sorgt für ein resilientes Spendenwesen – viele geben regelmäßig unabhängig von Krisen. Organisationen, die diese Treue mit guter Bindungsarbeit stärken, können langfristig stabile Einnahmen sichern. Außerdem bieten digitale Kanäle Wachstumsraum: Wenn Online-Spenden von 13 % weiter steigen (z.B. durch Social Media Kampagnen, bessere UX von Spendenwebsites, Mobile Payment), ließe sich neues Publikum erschließen. Auch junge Zielgruppen gelten nicht als unsozial – viele engagieren sich lieber mit Zeit (Ehrenamt, Petitionen). Hier kann Fundraising anknüpfen, indem es Kombinationen aus Engagement und Spenden anbietet (z.B. Charity-Challenges). Und schließlich sind Unternehmen zunehmend an CSR interessiert – Partnerschaften können zusätzliche Mittel mobilisieren. Insgesamt zeigt der Spendenmonitor 2024 ein überwiegend positives Bild: Viele Deutsche spenden gerne und bleiben trotz schwieriger Zeiten hilfsbereit, was Organisationen als Auftrag sehen können, mit innovativen Methoden noch mehr Menschen zu erreichen.
Grundlagen erfolgreichen Fundraisings
Gewisse Grundprinzipien sind für erfolgreiches Fundraising unverzichtbar – unabhängig vom Instrument. Erfolgreiches Fundraising auf dem Dreiklang: Vertrauen gewinnen, Emotionen wecken, klare Aktion ermöglichen. Kombiniert mit Transparenz und guter Kommunikation entsteht so eine Verbindung, die einmalige Spender*innen zu treuen Förderern machen kann.
Spender geben nur, wenn sie der Organisation und ihrer Verwendung der Mittel vertrauen. Transparenz schafft Vertrauen: Offenlegung, wofür Spendengelder eingesetzt werden, ist entscheidend. Dazu gehören jährliche Berichte, geprüfte Finanzen (z.B. DZI-Spendensiegel) und realistische Versprechen. Auch das Auftreten (Website, Publikationen) muss professionell und authentisch wirken. Ein guter Fundraiser pflegt zudem persönliche Beziehungen, bedankt sich zeitnah und hält die Unterstützer auf dem Laufenden – all das stärkt die Glaubwürdigkeit.
Moderne Spender möchten wissen, was mit ihrem Geld bewirkt wird. Es reicht nicht, um Unterstützung zu bitten – man muss nachher zeigen, welcher Unterschied dadurch gemacht wurde. Wirkungsberichte sind deshalb zentral: Konkrete Beispiele und Zahlen vermitteln, welche Hilfe dank der Spenden ankommt. Etwa: „Durch eure Spenden konnten wir 200 Familien mit Lebensmitteln versorgen“. Idealerweise werden Ergebnisse mit Geschichten und Bildern belegt (z. B. Vorher-Nachher-Fotos, Testimonials von Begünstigten). Diese Rückmeldung festigt die Bindung der Spender und erhöht die Bereitschaft, erneut zu geben.
Spendenentscheidungen werden stark durch Emotionen beeinflusst. Menschen spenden eher, wenn sie sich vom Anliegen berührt fühlen. Daher ist Storytelling ein mächtiges Werkzeug: Persönliche Geschichten über Einzelschicksale, die die Notwendigkeit der Hilfe greifbar machen, schaffen eine emotionale Verbindung. Ein guter Spendenaufruf weckt Mitgefühl und zeigt gleichzeitig hoffnungsvolle Lösungswege auf. Wichtig ist Authentizität – die Geschichten müssen echt und nachvollziehbar sein, was wiederum Vertrauen fördert. Neben individuellen Schicksalen können auch starke Bilder oder Videos die emotionale Wirkung verstärken. Die richtige Balance: genug Emotion, um zu motivieren, und genug Fakten, um Seriosität zu zeigen.
Jeder Spendenaufruf braucht einen klaren Appell, was der Empfänger tun soll. Sei es „Jetzt online spenden!“, „Unterschreiben Sie unsere Fördermitgliedschaft!“ oder „SMS mit Keyword schicken – und 5 € spenden“. Der Call-to-Action muss eindeutig, leicht auffindbar und möglichst niedrigschwellig sein. Beispiele: Buttons in E-Mails („Hier mit einem Klick helfen“), QR-Codes auf Plakaten, die direkt zur Spendenseite führen, oder konkrete Bitten im Brieftext („Überweisen Sie noch heute…“). Ohne klare Handlungsanweisung und Dringlichkeit verpufft manche gute Kampagne, weil die Leute nicht genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Daher: immer zum Abschluss zum Spenden animieren – freundlich, aber bestimmt.
Erfolgreiches Fundraising endet nicht mit der Spende – im Grunde beginnt hier die Arbeit. Spenderbindung entsteht durch wertschätzende Kommunikation: ein persönliches Dankeschreiben, ein Update, was die Spende bewirkt hat, gelegentliche Grüße zu Feiertagen etc. Zeigen Sie den Unterstützern, dass sie Teil der Lösung sind. Dieses Gefühl von Gemeinschaft („Wir schaffen das gemeinsam“) fördert langfristiges Engagement. Zudem sollten Organisationen Feedback ermöglichen (Hotline, Mailkontakt) und auf Anliegen der Spender eingehen. Das alles baut Vertrauen auf – und laut Fundraising-Grundsatz gilt: Ohne Spenderbindung kein nachhaltiges Fundraising-Ergebnis!
Kreatives Fundraising
Kreatives Fundraising ergänzt die klassischen Methoden und erschließt neue Kanäle. Es lebt von Innovation, Mitmachcharakter und digitaler Vernetzung. Wichtig ist, dass die Kreativität stets zum Zweck passt – eine spielerische Aktion sollte den guten Zweck nicht lächerlich machen, sondern positiv in Szene setzen. Gelingt dies, bleibt der Erfolg nicht aus: Wenn Menschen durch Spaß und Gemeinschaftsgefühl motiviert werden, wirkt Fundraising gleich doppelt – es sammelt Geld und schweißt Unterstützer enger zusammen.
Dabei wird ein konkretes Projekt durch viele einzelne Spenden aus der „Crowd“ finanziert. Auf Online-Plattformen (wie Betterplace, stratnext u. a.) stellen Organisationen ihre Projektidee vor, setzen ein Spendenziel und werben innerhalb eines definierten Zeitraums um Unterstützung. Crowdfunding eignet sich hervorragend für projektbezogene Anliegen – z.B. den Bau eines Spielplatzes, die Rettung eines Kulturguts oder die Finanzierung einer besonderen Aktion. Die Crowd wird oft durch Anreizsysteme motiviert: Fortschrittsbalken, Dankeschön-Geschenke ab bestimmten Beträgen, Social Media Shares etc. Wichtig ist eine gute Story und Zielkommunikation, damit genügend Menschen sich angesprochen fühlen. Gelingt es, erzeugt Crowdfunding neben finanzieller Hilfe auch viel Öffentlichkeitsaufmerksamkeit und bindet neue Unterstützer frühzeitig ein. (Beispiel: Eine kleine Umweltschutzorganisation finanziert via Crowdfunding ein neues Moor-Renaturierungsprojekt und gewinnt dabei 300 neue Kleinspender, die via Updates weiter betreut werden.)
Hier werden Spiel- und Wettbewerbs-Elemente ins Fundraising integriert, um Spaß und Engagement der Unterstützer zu steigern. Gamification kann offline wie online stattfinden. Beispiele: Spendenläufe mit digitalem Tracking, bei denen Teilnehmer Kilometer sammeln und Sponsoren pro km spenden. Spenden-Challenges auf Social Media, wo Aufgaben erfüllt und weitere Personen nominiert werden (erinnern wir uns an die „Ice Bucket Challenge“ 2014, die weltweit für ALS-Spenden sorgte). Auch Punkte, Badges, Ranglisten können eingesetzt werden – etwa ein Spendenwettbewerb zwischen Teams („Klasse A vs. Klasse B: Wer sammelt mehr für den guten Zweck?“). Durch spielerische Elemente fühlen sich vor allem jüngere Unterstützer angespornt, und die Aktion verbreitet sich viraler. Wichtig ist, den Gemeinschaftsgeist und die Freude am Mitmachen zu betonen, damit nicht nur der „Gewinn“ im Vordergrund steht, sondern die gute Sache. Gamification kann bestehende Kampagnen deutlich beleben und zu höherer Beteiligung führen.
In Zeiten von Twitch, YouTube & Co hat sich das Phänomen der Online-Livestream-Spendenaktionen etabliert. Influencer und Gamer streamen über Stunden (teils 24h) live und animieren ihre Community zum Spenden für einen guten Zweck – oft gekoppelt mit Entertainment, Herausforderungen oder Live-Events im Stream. In Deutschland bekannt ist z.B. Friendly Fire, ein jährlicher Charity-Stream mehrerer YouTuber, der 2020 über 1,65 Mio. € an Spenden einbrachte. Dabei wurden Spiel-Aktionen, Versteigerungen (z. B. signierte Fanartikel) und Community-Challenges eingebunden. Charity-Streams sprechen vor allem die junge, digital affine Zielgruppe an und nutzen die Bindung zwischen Streamer und Fans: Wenn der Idolfiguren begeistert mitmachen, spenden die Follower gern aus Loyalität und weil sie Teil eines gemeinsamen Ereignisses sind. Für Organisationen bieten Streams eine Plattform, neue Spender zu gewinnen – oft arbeiten sie mit den Streamern zusammen, liefern Infomaterial oder treten selbst kurz im Stream auf, um das Projekt vorzustellen. Das Erfolgsgeheimnis: Interaktivität und Reichweite. Tausende schauen live zu, ein „Spendenzielzähler“ tickt sichtbar nach oben, und jeder fühlt sich als Teil einer großen Hilfsaktion.
Ähnlich wie Gamification, aber oft spontan aus der Community entstehend, sind virale Charity-Challenges. Menschen fordern sich gegenseitig heraus, etwas Lustiges/Mutiges zu tun und dabei zu spenden. Die Ice Bucket Challenge ist das bekannteste Beispiel – Millionen beteiligten sich weltweit und es wurden zweistellige Millionenbeträge für ALS gesammelt. Auch aktuell entstehen immer wieder Challenges, z. B. „#ClimbForClimate“ (Leute posten Bilder beim Treppensteigen statt Lift und spenden an Umweltprojekte) oder lokale Aufrufe wie Spenden-Marathons in sozialen Medien. Wichtig bei Challenges: Sie müssen niedrigschwellig und shareable sein, damit sie sich verbreiten. Ein einprägsamer Hashtag, nominierte Freunde und eine Prise Humor oder Mut machen die Challenge attraktiv. Organisationen können solche Trends aufgreifen oder eigene kleine Challenges initiieren. Gerade für kleine Vereine kann eine lokale Challenge (z.B. „Jeder Dorf-Bürger läuft am Wochenende 5 km und spendet 5 €“) neue Unterstützer mobilisieren.
Fundraising-Apps
Mit der allgegenwärtigen Nutzung von Smartphones bieten Spenden-Apps eine zeitgemäße Möglichkeit, Unterstützen noch einfacher und spontaner zu gestalten. Mobile Apps erlauben es Menschen, jederzeit und überall zu spenden oder sich zu engagieren. Fundraising-Apps ermöglichen es Organisationen, insbesondere jüngere Zielgruppen zu erreichen, für die das Handy das Hauptmedium ist. Sie fördern Spontanspenden (z.B. jemand sieht einen bewegenden Post auf Facebook und klickt direkt in der App „Spenden“) und neue Spendenformen wie die Kopplung an Aktivitäten. Wichtig ist, dass Apps vertrauenswürdig sind (Datensicherheit!) und einfach bedienbar. Dann bieten sie eine win-win Situation: Der Nutzer hat Komfort, die Organisation zusätzliche Einnahmen. In Zukunft dürfte mobiles Fundraising weiter an Bedeutung gewinnen – jede NPO sollte prüfen, wie sie Smartphones in ihre Strategie einbindet (sei es via eigene App oder mobile-optimierte Webseiten und Drittanbieter-Apps).
Es gibt Apps, die als Plattform für viele Organisationen fungieren. Ein Beispiel ist die Smartphone-App “spendinos Spendenwelt”, welche rund 200 Spendenorganisationen in 12 Kategorien auflistet und kostenlos für iOS/Android verfügbar ist Nutzer können so bequem auf dem Handy eine Organisation auswählen und direkt spenden. Solche Apps bündeln Angebote und erleichtern insbesondere das Auffinden seriöser Projekte. Für NPOs bietet sich die Chance, über eine etablierte App neue Spender zu erreichen, die sonst nicht auf ihre eigene Webseite kämen.
Einige Apps setzen auf das Prinzip, kleine Beträge im Alltag zu sammeln. Z.B. Apps zum „Aufrunden“ beim Bezahlen – der Differenz-Centbetrag wird an eine wohltätige Organisation gegeben. Oder Treueprogramme, wo Punkte in Spenden umgewandelt werden können. Eine bekannte internationale App ist ShareTheMeal vom UN-Welternährungsprogramm: Mit einem Klick 0,70 € spenden, um eine Mahlzeit für ein hungerndes Kind zu finanzieren. Diese App hat Millionen Nutzer gewonnen, weil sie das Spenden in einen konkreten, greifbaren Impuls übersetzt („Teile eine Mahlzeit“) und das direkt vom Handy aus.
Wie in Punkt 6 erwähnt, verbindet z.B. die App Charity Miles sportliche Betätigung mit Spenden. Nutzer können gelaufene oder gefahrene Kilometer tracken, Sponsoren (meist Unternehmen) spenden dafür einen Betrag pro km an eine ausgewählte Organisation. Man kann Freunde über soziale Netzwerke einladen, Teams bilden und gemeinsam Kilometer sammeln. Dieses Beispiel zeigt den Motivationsaspekt von Apps: Sie schaffen einen Mehrwert (hier Fitness/Spiel) und generieren nebenbei Spenden. Charity Miles etwa konnte schon über 2 Millionen US-Dollar auf diese Weise für soziale Zwecke mobilisieren.
Größere Organisationen entwickeln zum Teil eigene Spenden-Apps, um ihren Unterstützern ein maßgeschneidertes Angebot zu machen. Beispielsweise verfügen manche Hilfswerke über Apps, die aktuelle Projekt-News liefern und einen „Jetzt spenden“-Button beinhalten. Für kleinere Organisationen lohnt das Programmieren einer eigenen App eher selten – hier bietet es sich an, auf bestehende Lösungen zurückzugreifen oder die eigene Website strikt mobilfreundlich zu gestalten (Stichwort Mobile Fundraising). Denn Studien zeigen, dass künftig ein Großteil der Online-Spenden über Smartphones getätigt werden wird.
Apps nutzen die im Smartphone hinterlegten Zahlungswege (PayPal, Kreditkarte, Mobilfunkrechnung etc.), sodass die Spende mit wenigen Klicks abgeschlossen ist. Das senkt die Hürde enorm – kein mühsames Eingeben der Überweisungsdaten. Zudem können Apps Push-Benachrichtigungen senden („Notfallhilfe Erdbeben: Jetzt beitragen“), was die Aktualität erhöht.
CSR-Partnerschaften und Promi-Botschafter*innen
Immer mehr Unternehmen möchten gesellschaftliche Verantwortung zeigen und gehen Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen ein. Für NGOs bieten solche Unternehmenskooperationen große Chancen: finanzielle Mittel, Sachleistungen, Reichweite und Expertise. Beispiele sind Spendensammelaktionen im Unternehmen (Belegschaft spendet, Firma verdoppelt), Cause-Related Marketing (für jedes verkaufte Produkt X fließt 1 € an eine NGO) oder langfristige Förderpartnerschaften. Die Chancen liegen auf der Hand – neben Geld können Firmen auch Know-how, Infrastruktur oder Netzwerke einbringen. Allerdings müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Passung der Werte: Die Partnerschaft sollte glaubwürdig sein. Unternehmen und Non-Profit müssen thematisch und von den Werten her zusammenpassen (z.B. Umweltschutzorganisation mit nachhaltigem „grünem“ Unternehmen). Nur dann wirkt das Engagement authentisch und nicht als reiner PR-Stunt. Fans und Kunden durchschauen es, wenn die Kooperation unglaubwürdig ist, was beiden Seiten schaden kann.
2. Qualität der Partnerschaft: Beide Seiten sollten klar vereinbaren, was Ziele und Erwartungen sind. Eine schriftliche Kooperationsvereinbarung mit Zielen (z.B. Spendenziel, gemeinsame Aktionen, Kommunikationsmaßnahmen) schafft Verbindlichkeit. Wichtig ist ein Dialog auf Augenhöhe: Die NGO liefert die Fachkompetenz im sozialen Bereich, das Unternehmen Ressourcen – keiner „kommandiert“ den anderen. Wenn das Unternehmen zu dominierend auftritt oder die NGO ihre Identität verliert, wird die Partnerschaft nach außen kritisch gesehen. Qualität zeigt sich auch daran, dass das Engagement langfristig angelegt ist und nicht nur einmalig für’s Foto.
3. Gemeinsame Kommunikation: Ein Vorteil von CSR-Partnerschaften ist die Öffentlichkeitswirksamkeit. Beide Partner können gemeinsam in Presse und Social Media auftreten und so größere Aufmerksamkeit fürs Thema generieren. Dabei sollten aber echte Geschichten im Vordergrund stehen, nicht nur Logos. Zum Beispiel könnte eine Firma in ihrem Nachhaltigkeitsbericht ausführlich über das geförderte Projekt berichten, oder Mitarbeitende werden in Volunteer-Aktionen eingebunden, worüber berichtet wird. Die Einbindung der Belegschaft ist überhaupt ein Erfolgsfaktor – wenn Mitarbeiter hinter der Aktion stehen (durch Spendenläufe, freiwilliges Mitwirken etc.), trägt das enorm zur Glaubwürdigkeit bei.
Erfolgreiche Beispiele: Viele große NGOs in Deutschland haben Unternehmenspartner – etwa Kooperationen des WWF mit Outdoor-Ausrüstern, oder lokale Vereine, die von regionalen Mittelständlern unterstützt werden. Wichtig ist, wie oben, dass beide Seiten profitieren: Das Unternehmen verbessert sein soziales Image und bekommt positives Marketing; die Organisation erhält Mittel und oft Zugang zu einer neuen Zielgruppe (Kund*innen oder Mitarbeiter*innen des Unternehmens). Ist die Partnerschaft wirklich mit Leben gefüllt und authentisch, kann sie enormes bewirken: Ressourcenhebel für das Projekt und Vorbildwirkung für andere Firmen.
Prominente Persönlichkeiten – seien es Schauspieler, Musiker, Sportler oder Influencer – werden gern als Schirmherren oder Botschafter für gemeinnützige Zwecke gewonnen. Sie bringen Bekanntheit mit und können eine Botschaft emotional verstärken. Die Chancen sind groß: Ein Promi-Aufruf erzielt mediale Aufmerksamkeit, erreicht Fans (besonders jüngere Zielgruppen) und verleiht dem Anliegen ein Gesicht. Viele Promis engagieren sich ehrenamtlich und langfristig, etwa Unicef-Botschafter wie Eva Padberg, Dirk Nowitzki oder Mats Hummels, um Kinderhilfsprojekte bekannt zu machen. Durch ihre Reichweite (TV, Social Media) können sie Spender mobilisieren, die ansonsten schwer zugänglich wären. Zudem erhöht es das Vertrauen, wenn ein glaubwürdiger Star sich für eine Sache einsetzt – nach dem Motto „Wenn der/die das unterstützt, muss es wichtig und seriös sein“.
Doch auch hier gilt: Es muss authentisch sein. Entscheidend ist, wie echt das Engagement wahrgenommen wird. Ein Promi, der nur kurz fürs Foto erscheint und sonst keine Verbindung zum Thema hat, überzeugt wenig. Fans merken, ob ihr Idol das Anliegen wirklich mit dem Herzen unterstützt. Daher werden Promis idealerweise passend zum Thema gewählt – z. B. ein bekannter Fußballer, der aus eigenem Erleben ein Herz für benachteiligte Kinder hat, oder eine Schauspielerin, die sich glaubhaft für Frauenrechte einsetzt. Die genannten Unicef-Botschafter*innen etwa engagieren sich oft über Jahre und reisen auch in Projektländer, um vor Ort zu helfen.
Für eine Organisation bedeutet das: Pflege der Beziehung zum Prominenten ist wichtig. Man sollte den Botschafter gut briefen, ihm Einblicke in die Arbeit geben und gemeinsame Aktionen planen, damit er/sie sich eingebunden fühlt. Dann kann so eine Kooperation sehr fruchtbar sein. Promis bringen auch Medienkontakte – gemeinsame Pressekonferenzen, TV-Spots oder Social-Media-Aktionen können Spenden regelrecht boosten. Beispiel: Die Aktion „Wir wollen helfen“ mit einem bekannten Sänger, der in seinem Konzert zu Spenden aufrief, führte zu einem sprunghaften Anstieg der Spenden an dem Abend.
Digitale Fundraising-Hilfsmittel
Digitale Hilfsmittel erhöhen die Reichweite (Social Media), verbessern die Ansprache (E-Mail, CRM) und senken die Hürden (Online-Formulare, QR-Codes) im Fundraising. Eine moderne Organisation sollte einen Medienmix nutzen: z. B. Kampagnen über Facebook verbreiten, Interessierte auf eine mobilfreundliche Landingpage leiten, dort ein optimiertes Spendenformular (vielleicht mit Option „Login mit PayPal“) anbieten und alle Daten im CRM bündeln. So entsteht ein durchgängiges Erlebnis für den/die Spender*in – und die Organisation kann effizienter arbeiten. Nicht zu vergessen: Die Technik ist Mittel zum Zweck; relevante Inhalte und menschliche Ansprache bleiben das A und O. Aber mit den richtigen Tools gelingt es, diese Inhalte an die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt zu bringen, und das macht den Unterschied.
Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter oder TikTok sind heute unverzichtbar, um breite Öffentlichkeiten – vor allem junge Leute – anzusprechen. Mit geringen Kosten kann man große Reichweite erzielen: ein emotionaler Post, ein kurzer Video-Clip oder eine virale Challenge können tausende Menschen mobilisieren. Wichtig ist, die Inhalte plattformgerecht aufzubereiten (z. B. vertikale Kurzvideos für Instagram Reels/TikTok). Social Media erlaubt zudem direkten Dialog: Unterstützer können Fragen stellen, kommentieren, selbst Content beisteuern (User-Generated-Content, z. B. eigene Beiträge mit Hashtag der Kampagne). Das schafft Nähe und Beteiligungskultur. Beispielsweise reagieren junge Zielgruppen sehr gut auf kreative digitale Formate – eine Analyse zeigte, dass z. B. Social-Media-Challenges bei ihnen überdurchschnittlich ziehen. NGOs sollten also ein aktives Community-Management betreiben und Social Media nicht nur zur Einweg-Werbung nutzen, sondern als Dialog- und Bindungsinstrument.
Der gute alte E-Mail-Newsletter ist nach wie vor ein Arbeitspferd des digitalen Fundraisings. E-Mail erlaubt eine personalisierte Ansprache und regelmäßige Updates an Interessenten und Spender. Eine gepflegte Mailingliste ist Gold wert – hier erreicht man Leute, die bereits Bezug zur Organisation haben. Inhalte können Projektfortschritte, Erfolgsstorys, Spendenaufrufe oder Einladungen zu Veranstaltungen sein. Mit Tools kann man E-Mails heute segmentieren (z. B. spezielle Botschaften an Dauerspender vs. Gelegenheitsspender) und den Erfolg messen (Öffnungsraten, Klicks). Aufrufe in E-Mails sollten immer klar herausgestellt sein, z.B. durch einen Spendenbutton. Studien zeigen, dass E-Mail im Vergleich zu sozialen Medien oft höhere Konversionsraten erzielt, weil die Empfänger bereits interessiert sind. Wichtig: nicht zu häufig mailen (Informationsflut vermeiden), Betreffzeilen ansprechend formulieren und mobil-optimiert gestalten (die meisten Leute lesen Mails am Handy).
QR-Codes sind zweidimensionale Barcodes, die mit der Smartphone-Kamera gescannt werden können und auf eine Webseite (z.B. Spendenformular) führen. Sie sind eine Brückentechnologie zwischen Offline und Online. Beispielsweise kann man auf Flyer, Plakate oder in Magazinen einen QR-Code abdrucken: Interessenten scannen ihn und landen ohne Tippen direkt auf der richtigen Online-Spendenseite. Gerade bei Veranstaltungen oder Straßensammlung kann das helfen – statt Bargeld spenden Passanten per Scan. In Corona-Zeiten haben QR-Codes zusätzlich an Popularität gewonnen (Stichwort kontaktlos). Für Organisationen ist es sinnvoll, überall wo analog geworben wird (Infostände, Schaufensterplakate, Programmhefte) einen QR dabei zu haben, um den Impuls sofort in digitales Handeln zu übertragen. Das verkürzt den Weg zum Spenden und erhöht die Conversion, weil weniger Hürden (URL abtippen) vorhanden sind. Viele Fundraising-Softwares generieren QR-Codes automatisch zu jeder Kampagne. Die Anwendung ist simpel, der Effekt groß: Offline-Interessenten werden in Sekundenschnelle zu Online-Spendern.
Professionelle Fundraising erfordert ab einer gewissen Größe leistungsfähige Tools für Verwaltung und Online-Spenden. Lösungen wie FundraisingBox, Altruja, Raiser’s Edge etc. bieten integrierte Plattformen, die Spendenformulare, CRM (Spenderdatenbank), Zahlungsabwicklung und Analyse vereinen. So können z.B. mit FundraisingBox individuelle Spendenformulare erstellt und auf der Webseite eingebunden werden, inkl. Bezahlschnittstellen (Kreditkarte, PayPal, Lastschrift). Die Software kümmert sich um Datensicherheit und rechtliche Aspekte (Einwilligungen, DSGVO), was Organisationen entlastet. Zudem ermöglichen solche Tools automatisierte Prozesse: z. B. Dankmails unmittelbar nach Eingang der Online-Spende, oder Spendenabwicklung über neue Kanäle wie Apple Pay. Ein weiterer Vorteil ist die Datenanalyse: Man kann sehen, welche Kampagnen wie performen, A/B-Tests mit Formularen machen, Spenderhistorien nachverfolgen etc., um Fundraising stetig zu optimieren. FundraisingBox etwa führte 2024 neue Donate-Button-Elemente und QR-Code-Generatoren ein, mit denen Organisationen bis zu 28 % ihrer Einzelspenden über solche Elemente generierten. Für kleine Organisationen mag eine einfache Excel-Datei zur Adressverwaltung anfangs genügen, doch spätestens bei hunderten Spendern lohnt die Investition in ein professionelles System, um Beziehungen personalisiert zu pflegen und keinen Spender „durchs Raster“ fallen zu lassen.
Tipps und Methoden für kleine Organisationen
Kleine Organisationen können im Fundraising punkten, indem sie ihre Stärken ausspielen: Nähe, Vertrauen, Engagement vor Ort. Viele Spender*innen schätzen es, überschaubaren Projekten zu helfen und nicht nur „einem großen Topf“ – das kann man durchaus als Argument nutzen. Außerdem: Kreativität schlägt Budget. Mit Einfallsreichtum, Ehrenamts-Power und guter Planung lassen sich auch ohne großes Geld bemerkenswerte Fundraising-Erfolge erzielen. Und jeder Erfolg – sei es ein neues Fördermitglied oder eine gelungene Aktion – baut wiederum Reputation auf, was zukünftiges Fundraising erleichtert. Also: dran bleiben, Netzwerk pflegen und Schritt für Schritt wachsen. Dann steht auch kleinen Non-Profits die Tür zu größerem Fundraising offen.
Anstatt „alle“ ansprechen zu wollen, sollten kleine Organisationen genau überlegen, wen sie realistisch als Spender erreichen können. Ist es die lokale Gemeinschaft im Ort? Ehemalige Begünstigte oder deren Angehörige? Unternehmen in der Region? Fokussiertes Fundraising spart Aufwand. Zum Beispiel kann ein kleiner Kulturverein vor allem bei den Besuchern seiner Veranstaltungen und kulturinteressierten Bürgern der Stadt um Unterstützung werben – diese kennen das Projekt bereits. Eine Zielgruppenanalyse (Alter, Interessen, Verbindung zum Zweck) hilft, die Ansprache maßzuschneidern. Senioren erreicht man eher über persönliche Briefe oder Zeitungsberichte, junge Leute eher online oder über Events.
Kleinen Organisationen spielt ihre Überschaubarkeit in die Karten – sie können sehr persönlich auf (potenzielle) Spender zugehen. Nutzen Sie den Umstand, dass man sich „kennt“: Ein handgeschriebener Dank oder ein persönliches Gespräch bewirken viel. Während große NGOs automatisierte Mails schicken, kann der kleine Verein bei der Spendenübergabe anrufen und sich erkundigen, ob die Zuwendungsbestätigung angekommen ist. Solche Gesten schaffen Vertrauen. Viele Menschen unterstützen gerne Projekte vor der eigenen Haustür, wo sie sehen „Hier hilft mein Geld direkt“. Dieses Gefühl sollten lokale Organisationen betonen – zeigen Sie konkrete Veränderungen in der Nachbarschaft, erzählen Sie von Erfolgen, die der Spender vielleicht selbst beobachten kann (z.B. „Die renovierte Schule, an der Sie vorbeigehen, wurde auch durch Ihre Spende ermöglicht.“).
Auch ohne großes Budget kann man durch kreative Aktionen auffallen. Hier bieten sich Workshops oder Brainstormings im Team (und mit Ehrenamtlichen) an: Gemeinsam Ideen spinnen, was man Lustiges oder Originelles tun könnte, um Spenden zu sammeln. Dabei ruhig unkonventionell denken – kleine Vereine haben mehr Freiheit, mal was Neues auszuprobieren, ohne dass gleich der Markenauftritt gefährdet ist. Beispiele: ein Spenden-Stammtisch (monatliches Treffen von Unterstützern in gemütlicher Runde), ein Flohmarkt oder Kuchenbasar zugunsten der Organisation (gleichzeitig Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit), ein „Tag der offenen Tür“ um zu zeigen, wofür Spenden gebraucht werden, eventuell verbunden mit einer Tombola. Auch Kooperationen mit anderen lokalen Vereinen oder Schulen können Ideen bringen (z. B. Benefiz-Fußballspiel „Feuerwehr gegen Sportverein“ zugunsten eines guten Zwecks). Wichtig ist, dass alle im Team eingebunden werden und Spaß an der Sache haben – dann springt der Funke auch nach außen über. Solche kreativen Workshops fördern zudem den Zusammenhalt und die Identifikation der Mitglieder mit dem Fundraising-Ziel.
Kleine Organisationen verfügen oft nur über wenige haupt- oder ehrenamtliche Helfer im Fundraising. Daher ist es entscheidend, die begrenzte Zeit und Mittel gezielt einzusetzen. Erstellen Sie einen einfachen Fundraising-Plan fürs Jahr: Welche Aktionen wollen wir wann machen, wer ist verantwortlich, welches Ziel (Betrag oder Anzahl Spender) haben wir, was brauchen wir dafür? Lieber weniger Aktionen, dafür gut durchgeführt, als sich zu verzetteln. Beispielsweise könnte der Plan enthalten: Frühjahr – Spendenbrief an alle Mitglieder und Freunde (Ziel 5.000 €); Sommer – Benefizkonzert mit der Musikschule (Ziel 3.000 € + 50 neue Kontakte); Herbst – Online-Spendenaktion via Facebook für ein spezifisches Projekt (Ziel 2.000 €). Dazu interne Deadlines setzen (z. B. bis Februar Mailing-Text fertig, bis März Druck, Versand etc.). Auch Budget sollte man klein planen: Was kostet uns die Aktion und rechnet es sich? Viele Maßnahmen lassen sich mit geringem Mitteleinsatz stemmen – z. B. E-Mails statt Postbriefe, lokale Presseartikel statt teurer Anzeigen. Falls möglich, sollten die an Fundraising beteiligten Personen ein kleines Weiterbildungsbudget haben (z.B. um mal ein Fundraising-Seminar oder -Webinar zu besuchen), denn gerade in kleinen Teams muss jeder Allrounder sein und Know-how up-to-date halten. Schließlich: Nicht entmutigen lassen von Rückschlägen! Vielleicht bringt eine Aktion mal weniger als erhofft – daraus lernen, anpassen und weitermachen.
Auch wenn es nur 100 Spender sind – eine saubere Adressliste ist die Basis für nachhaltiges Fundraising. Für kleine Organisationen genügt oft eine gut gepflegte Excel-Liste oder Outlook-Kontakte. Wichtig ist, dass man regelmäßig aktualisiert (Adressänderungen, neue Kontakte einpflegen, Dubletten vermeiden) und notiert, wer wann wie viel gegeben hat. So kann man bei der nächsten Aktion zielgerichtet schreiben („Vielen Dank noch einmal für Ihre Spende über 50 € im letzten Jahr…“). Auch Interessen notieren (z. B. Person X interessiert sich besonders für Projekt Y) kann helfen. Kurz: Beziehungsmanagement im Kleinen betreiben. Diese Liebe zum Detail ist der Vorteil kleiner Vereine gegenüber anonymen Massenmailings großer Organisationen.
Fazit
Fundraising für gemeinnützige Organisationen ist ein vielschichtiges Feld, das strategisches Denken, Beziehungsarbeit und Kreativität vereint. Die NGOplus-Dialogveranstaltung vom 28. Mai 2025 hat gezeigt, wie wichtig fundierte Grundlagen (Definitionen, rechtliche Abgrenzungen) ebenso sind wie der praxisnahe Austausch über erfolgreiche Instrumente – vom klassischen Spendenbrief bis zu Twitch-Charity-Streams. Entscheidend ist, dass Organisationen – egal ob groß oder klein – das Fundraising professionalisieren, ohne die eigene Authentizität zu verlieren. Vertrauen und Transparenz bleiben die Währung, in der Spender*innen ihren Beitrag „bezahlen“. Neue Trends wie digitale Tools, Gamification und CSR-Kooperationen eröffnen zusätzliche Chancen, erfordern aber auch neues Know-how.
Für die Praxis lässt sich festhalten: Jede Organisation sollte ihren individuellen Mix finden, der zu ihrem Profil und ihren Unterstützer*innen passt. Die vorgestellten Ansätze können dabei als Werkzeugkasten dienen. Ob man daraus den Schraubenschlüssel „Mailing“ oder den Hammer „Social Media Kampagne“ wählt, hängt vom jeweiligen „Projekt“ ab – sprich von Zielgruppe, Zielen und Ressourcen. Oft ist eine Kombination der Schlüssel, um Spender*innen zu gewinnen, zu binden und die berühmte Leiter der Spenderpyramide hinaufzuführen.
Fundraising ist keine Zauberei, sondern das Ergebnis konsequenter Arbeit und der Fähigkeit, Menschen für eine gute Sache zu begeistern. Mit den in dieser Dokumentation versammelten Tipps und Erkenntnissen sind Organisationen gut gerüstet, um ihre Fundraising-Aktivitäten (weiter) auszubauen – fundiert, praxisnah und erfolgreich. Viel Erfolg dabei!
Deutscher Fundraising Verband (2024): Deutscher Spendenmonitor 2024. Online verfügbar unter: https://www.dfrv.de/wp-content/uploads/2024/12/2024_12_Spendenmonitor_Ergebnisse.pdf (Abrufdatum: 15.06.2025)
GRÜN alpha (2023): Die Spenderpyramide im Fundraising. Online verfügbar unter: https://www.gruenalpha.net/blog/spenderpyramide-fundraising/ (Abrufdatum: 15.06.2025)
saz.com: Die Spenderpyramide. Online verfügbar unter: https://www.saz.com/de/branchenloesungen/fundraising/unsere-dienstleistungen/strategie-und-beratung (Abrufdatum: 15.06.2025)