WAS WAR, WAS IST, WAS WIRD Fachtagung Ökologie 1992 - 2022 - 2052

Rund 1.000 Autor*innen aus Wissenschaft und Praxis haben bis heute die Umweltdebatte im Rahmen des JAHRBUCH ÖKOLOGIE mitgestaltet.  Auch deswegen ist die Publikation zu einer zentralen Instanz der Umweltdebatte geworden. 2022 wird das Standardwerk 30 Jahre alt.

Anlässlich des Jubiläums laden wir gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt am 5. September zur Fachtagung Ökologie 1992-2022-2052 in die Räumlichkeiten des Bundesumweltministeriums ein.

In unserer „Digitalen Ecke“ finden Sie Hintergrundinformationen zur Fachtagung und zum JAHRBUCH ÖKOLOGIE.

Programm

11:30 Uhr
Check-in

12:00 Uhr
Eröffnung der Tagung

Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin

Rückblick auf das Jahrbuch Ökologie und die Umweltdebatte
Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung

12:30 Uhr
Eröffnungspanel „Blick zurück, mit/ohne Zorn!?“

Dr. Bettina Hoffmann (Parlamentarische Staatssekretärin), Alexander Bonde (Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt), Prof. Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker (Ehrenpräsident des Club of Rome), Christiane Grefe (Zeit)

13:30 Uhr
Retrospektive
Parallele Thementische und Beantwortung der Fragen: Was hat sich getan? Was nicht? Warum?

14:30 Uhr
Nachmittagsimbiss

15:15 Uhr
Denkanstoß
Musikalisches Kabarett

15:50 Uhr
Zukunftslabore
Blick nach vorne – Input und Moderation durch Vertreter*innen der jungen Generation

16:50 Uhr
Gemeinsamer Abschluss
Zusammentragen der Ergebnisse

17:10 Uhr
Verabschiedung

Prof. Dr. Pierre L. Ibisch, Stellv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung

Get-together

Thementische

Eine ausgeprägte Biodiversität stellt eine fundamentale Voraussetzung einer nachhaltigen Zukunft dar. Zum Schutz der Biodiversität verständigten sich die Vereinten Nationen daher auf die 1993 in Kraft getretene Convention on Biological Diversity („Biodiversitätskonvention“). Darin bekennen sich die aktuell 196 Unterzeichnerstaaten zu den Zielen: Erhaltung der biologischen Vielfalt (auf den Ebenen der Ökosysteme, der Arten sowie der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten), nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und gerechte Aufteilung der aus der Nutzung der genetischen Ressourcen resultierenden Vorteile.

Trotz dieser weltweiten Unterstützung des völkerrechtlich bindenden Abkommens ist die Biodiversität weltweit seitdem drastisch gesunken. In Deutschland ist seit 1989 der Bestand an Fluginsekten um 75 Prozent zurückgegangen. Tausende Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste. Das sechste große Artensterben ist ein ökologisches Drama. Es bedroht zudem die Lebensgrundlagen des Menschen, da mit abnehmender Vielfalt auch die Gefahr steigt, dass Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. 

Die Erörterung dieser Entwicklungen und aktuelle Gegenmaßnahmen stehen im Fokus dieses Thementisches.

Digitalisierung ist ein Megatrend des 21. Jahrhunderts, der unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Doch Technologie und Digitalisierung bedeuten nicht gleich mehr Klima- und Umweltschutz. Vielmehr lassen sich ihre Wechselwirkungen gegenwärtig als ambivalent beschreiben. 

Einerseits ermöglichen technische Innovationen z. B. den sparsameren Einsatz von Düngemitteln oder die ressourcenschonende Substitution physischer durch digitale Güter. Dies lässt manch einen von der KI-getriebenen Dematerialisierung der Wirtschaft träumen. Andererseits benötigen technische Geräte eine Fülle seltener Ressourcen und Unmengen Energie, was mit gravierenden ökologischen Auswirkungen einhergeht. 

Darüber hinaus verändern sich mit der Digitalisierung auch gesellschaftliche Meinungsbildungsprozesse und Wege der Willensbekundung. Während in der Vergangenheit traditionell große, mitgliederbasierte Organisationen wie NABU oder BUND umweltpolitische Positionen entwickelten und diese auf vielfältige Weise vertraten, erlaubt das Internet räumlich entgrenzte ad hoc-Beteiligung wie z. B. auf der konzernkritischen Kampagnenplattform SumOfUs. 

An diesem Thementisch tauschen sich die Teilnehmenden zu den Vor- und Nachteilen bestehender digitaler Möglichkeiten und künstlicher Intelligenz im ökologischen Kontext aus.

Egal, ob in Industrie, Gewerbe, Handel, Verkehr oder bei den privaten Haushalten – unser Energiebedarf ist immens. Jahrhundertelang wurde dieser praktisch ausschließlich durch fossile Brennstoffe wie Öl, Gas, Holz, Kohle oder Torf gedeckt. Mit der Entdeckung der Kernspaltung und dem Bau von Atomkraftwerken erweiterte sich der Energiemix vielerorts. Zuletzt kam mit der Nutzung regenerativer Energiequellen in Form von Wind- und Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie oder der Photovoltaik eine weitere Form der Energiegewinnung hinzu. 

Doch alle genannten Formen haben nicht nur Vorteile: Mit der Nutzung fossiler Brennstoffe entstehen gesundheitsschädliche Schadstoffe und den Klimawandel begünstigende Treibhausgase. Die Atomenergie birgt allen voran das Risiko eines GAUs und sieht sich fast überall einer ungeklärten Endlagersituation gegenüber. Die produzierte Leistung regenerativer Energien ist weniger konstant und zudem witterungsabhängig. Zudem ist die Entscheidung für „gelbe“, „grüne“ oder „braune“ Energie längst nicht mehr nur eine technische Frage, sondern auch eine gesellschaftliche Konfliktlinie.  

Vor diesem Hintergrund erörtern die Diskutant*innen die Zusammensetzung des aktuellen Energiemix und aktuelle Steuerungsinstrumente wie das EEG oder den europäischen Zertifikatehandel.

Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt: Innovationen zielen darauf ab, eine bewusste Veränderung des Klima- bzw. Erdsystems mittels komplexer naturwissenschaftlicher Technologie zu erreichen. Ziele können sein, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, landwirtschaftliche Erträge zu steigern oder genetisch identisches Leben künstlich herzustellen. 

Die potenziellen Vorteile sind offensichtlich: Falls es gelingt, planetare Grenzen mittels technischer Innovationen zu verschieben bzw. ihre Überschreitung zu verhindern, könnte die Lebensgrundlage des Menschen auch bei wachsender Weltbevölkerung ohne Verzicht gesichert werden und bereits grassierende Umweltprobleme technisch gelöst werden.  

Kritiker*innen bringen jedoch vielfältige Gegenargumente hervor, die von moralisch-ethischen Gesichtspunkten, über rechtliche Fragestellungen bis hin zu unzureichenden wissenschaftlichen Machbarkeitsstudien und fehlender Technikfolgenabschätzung reichen.  Handelt es sich bei dem Versuch, den Planeten nach menschlichen Bedürfnissen umzugestalten, um Hybris? Diese Frage diskutieren die Teilnehmenden anhand des technischen Status quo an diesem Thementisch.

Die sozio-ökonomischen Implikationen der heutigen Formen der Umweltnutzung sind vielfältig. Fragen der Umweltgerechtigkeit spielen an dieser Stelle eine wesentliche Rolle.

Im nationalen Kontext geht es dabei um die Analyse der Beziehung zwischen Umweltqualität, Sozialstruktur und gesundheitlichen Auswirkungen menschlichen Handelns. Typische Aufgaben liegen in der Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung von Lärm und Schadstoffen in sozial benachteiligten Quartieren z. B. über die Bereitstellung von gesundheitsbezogenen Umweltressourcen wie Grünflächen und Erholungsbereichen.

Darüber hinaus geht es um Fragen einer gerechten Kosten-Nutzen-Verteilung zwischen den Ländern des Globalen Nordens und Südens sowie wirksamer Mitgestaltungsmöglichkeiten im Rahmen multilateraler Umweltregime. Betroffen ist davon nicht nur die Gegenwart, sondern es geht auch um intertemporale Größen wie Ressourcenausbeutung oder die Verteilung der ungleichen Anpassungs- und Verursachungskosten an den Klimawandel.

Die Diskussion der vermeintlichen Spannungsbeziehung zwischen Umweltschutz und Verteilungsgerechtigkeit steht im Mittelpunkt dieses Workshops.

Weniger als 2 Grad soll die globale Durchschnittstemperatur bis ins Jahr 2100 im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen. Darauf hat sich die Staatengemeinschaft 2015 verständigt. Mit der Begrenzung des Temperaturanstiegs – im Idealfall lediglich um 1,5 Grad – infolge menschengemachter Treibhausgasemissionen, sollen drastische Auswirkungen auf das Erdsystem vermieden und die Lebensgrundlagen des Menschen gesichert werden.

Je nachdem, wie stark das 1,5-Grad-Ziel verfehlt wird, droht u. a. eine Zunahme von Extremwetterereignissen, ein stärkerer Anstieg des Meeresspiegels oder die negative Beeinflussung der Ökosystemleistungen der Umwelt an Land und im Wasser. Zudem droht der fortschreitende Klimawandel irreversible Kippelemente auszulösen. 

Trotz dieser düsteren Aussichten steigen sowohl die weltweite Kohlendioxidemissionen als auch die atmosphärische Treibhausgaskonzentration infolge der Nutzung fossiler Energieträger weiter an. Um die anvisierten Ziele zu erreichen, wird es daher ambitionierter Maßnahmen bedürfen. Parallel verstärken sich gesellschaftliche und politische Konfliktlinien sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene. 

Wie vor diesem Hintergrund die aktuellen umwelt- und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen zu bewerten sind, wird an diesem Thementisch diskutiert.

„Die Grenzen des Wachstums“ heißt ein Meilenstein der globalen Umweltforschung. Der 1972 veröffentlichte Bericht des Club of Rome modellierte die Auswirkungen menschlichen Verhaltens und setzte sich kritisch mit dem vorherrschenden Wachstumsparadigma auseinander. Demnach würden die planetaren Wachstumsgrenzen im 21. Jahrhundert erreicht, mit drastischen Folgen für die Menschheit. 

Zugleich wuchs das weltweite Bruttoinlandsprodukt zwischen 1980 und 2022 von 11 auf rund 100 Billionen US-Dollar. Die Vorstellungen einer Green Economy bzw. von Green Growth versprechen immerwährende Prosperität und dauerhaftes Wachstum. Ausgegangen wird dabei von der Prämisse, dass entgegen früherer Annahmen eine Entkopplung von Wachstum und Naturverbrauch dauerhaft möglich ist. Effizienz- und Konsistenzmaßnahmen sollen dabei in Verbindung mit technischen Innovationen zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft und Dematerialisierung wirtschaftlicher Prozesse beitragen.

Die Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Ökologie diskutieren die Teilnehmer*innen an diesem Thementisch.

„Autos töten Wälder“ lautete einst ein Schriftzug in den 80er Jahren, den Umweltaktivist*innen gesprüht hatten. Sie wollten auf diese Weise auf die drastischen ökologischen Folgen der Schadstoffemissionen aus Industrieschloten und Autoauspuffen hinweisen, die die vom „sauren Regen“ entlaubten Wälder plastisch zeigten. Seitdem ist viel passiert: Katalysatoren vermindern den Schadstoffausstoß, Sharing-Konzepte bieten neue Möglichkeiten und die Elektrifizierung des Verkehrs schreitet voran. 

Zugleich stammt immer noch ein erheblicher Teil der deutschen Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr, die gesundheitlichen Gefahren von Feinstaub- und Lärmbelastung werden regelmäßig medial behandelt und der Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke wächst weiter an. 

An diesem Thementisch erörtern die Teilnehmenden den Status quo der Verkehrswende und beleuchten das Spannungsfeld zwischen ökologischen und sozialen Implikationen etablierter Mobilitätsroutinen.

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