CSR als Beitrag zum Transformationsprozess Jörg Sommer über das transformatorische Potential eines strapaziertes Begriffs

„Corporate Social Responsibility“, kurz CSR oder auf deutsch: Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, ist ein seit einigen Jahren zunehmend strapazierter Begriff. Ähnlich wie „Nachhaltigkeit“ wird er allzu oft Marketing-Experten und PR-Profis missbraucht und je nach konkreter Interessenslage mit eigenen Inhalten belegt. Dabei ist die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen an sich keine Erfindung der Neuzeit. Genau genommen ist darüber schon in der Antike debattiert worden. Schon damals trat die Frage auf, in welcher Form die Wirtschaft Mittel zum Zweck eines „guten Lebens“ sein soll oder kann.

Bis heute ist diese Frage in der Praxis nicht gelöst. Dass unser aktuelles Wirtschaftssystem so nicht weitermachen kann, weil es auf den Raubbau an der Natur, an jetzigen und künftigen Generationen beruht, ist in der Zwischenzeit auch weiten Kreisen in der Wirtschaft bewusst. Das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen ist also von hoher Relevanz.

Was also kann man vor diesem Hintergrund über die Grundprinzipien von CSR sagen? So ist zum Beispiel die Integration der sogenannten externalisierten Kosten (Kosten, die von Dritten getragen werden: etwa Umweltschäden) unbestritten ein wichtiger Bestandteil der CSR – die konkrete Umsetzung ist den Unternehmen jedoch vollkommen selbst überlassen. In der Wirtschafts-wissenschaft, wie sie traditionell gelehrt wird, werden Gemeingüter wie Luft, Wasser etc. nicht einmal in die Rechnung einbezogen: Alles allgemein verfügbare Material ist als unerschöpflich definiert und damit kaum ein Kostenfaktor.

Außerdem haben sich Konzerne im Zuge der Globalisierung zu multinationalen Akteuren entwickelt. Ohne ein ebenfalls globales Rechtssystem und eine entsprechende Kontrollinstanz ist die Regulation der Wirtschaft durch die Politik daher nur eingeschränkt möglich. Dass ein Unternehmen über das gesetzliche Maß hinaus gesellschaftliche (und auch ökologische!) Verantwortung übernimmt, ist folglich eine rein freiwillige Entscheidung und nicht an Gesetze oder Regelwerke gebunden.

Warum sollte ein Unternehmen dann überhaupt gesellschaftliche und ökologische Verantwortung übernehmen? Höher, schneller, weiter – kaum machbar, wenn man gleichzeitig auf Umwelt und Gesellschaft achten soll.

Die Antwort (die Debatte ist in vollem Gange) mag man möglicherweise in der Ökologie finden: Schon seit einiger Zeit findet dort eine Abkehr statt von der losgelösten Betrachtung einer einzelnen Art hin zur Betrachtung des Ökosystems als Ganzem. Auch Unternehmer müssen damit beginnen, sich nicht mehr als unabhängige Entität zu verstehen, sondern als Teil eines großen Ganzen: Alle Mitarbeiter sind auch Teil der Gesellschaft, alle Ressourcen Teil der Umwelt.

Entscheidend ist: Es kommt nicht darauf an, was man mit seinem Geld macht, sondern wie man es verdient.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem neuen ePaper „CSR und Transformation“ von Jörg Sommer. Hier kostenlos zum Download.